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Kreuzkröte (linkes Bild) und Gelbbauchunke (linkes Bild)

In Kiesgruben kann man in warmen Frühlingsnächten ein lautes Amphibienkonzert hören. Beteiligt sind Kreuzkröte, Gelbbauchunke und Wasserfrosch. Die Männchen haben geeignete Laichgewässer gesucht und locken mit lauten Rufen die Weibchen an.

Kreuzkröten – Nächtliche Rufer am Tümpel
Die Kreuzkröte ist mit 5 bis 7 cm Körperlänge kleiner als die nahe verwandte Erdkröte. Sie hat auffällig kurze Hinterbeine, die sie kaum zum Springen einsetzt. Viel häufiger läuft die Kreuzkröte fast so flink wie eine Maus. Die Grundfärbung der Oberseite ist braungrün, charakteristisch ist eine feine, aber meist sehr deutliche, gelbe Linie auf der Rückenmitte.
Die ersten Tiere werden an milden Frühlingsabenden ab Mitte April aktiv. Sobald die Dämmerung hereingebrochen ist, beginnen einzelne Männchen am Rande grosser Pfützen zu rufen. Bald setzt ein ganzer Chor rufender Männchen mit ihrem lauten, metallischen «ärrrr-ärrrr» ein, der bei ruhiger Luft viele Hundert Meter weit zu hören ist. Kommt es zur Paarung, legt das Weibchen nach wenigen Stunden eine ein- bis zweireihige Laichschnur mit einigen Tausend Eiern ins seichte Wasser ab, ohne sie irgendwo zu befestigen.
Die Kreuzkröte ist ein Pionier und Vagabund. Ihre Fortpflanzungsstrategie basiert auf der schnellen Nutzung von oft nur vorübergehend existierenden, sich stark erwärmenden Kleingewässern, in welchen kaum Feinde sind. Die Kaulquappen («Rossköpfe») entwickeln sich ausserordentlich schnell und ertragen Wassertemperaturen von über 30 Grad problemlos. Die gesamte Larvenentwicklung wird in 3 bis 6 Wochen abgeschlossen! Oft endet dieses Glücksspiel mit einem Totalverlust, wenn die Pfütze vorzeitig austrocknet. Da aber die Fortpflanzungszeit – im Gegensatz zu Erdkröte und Grasfrosch – sich vom April bis zum Juli hinzieht, besteht die Chance, dass eine Kaulquappen-Generation die Entwicklung vollständig schafft.
Die Kreuzkröte ist auf der Roten Liste der gefährdeten Amphibien der Schweiz als stark gefährdet eingestuft.

Gelbbauchunken -  Pioniere im Grubentümpel
Die Gelbbauchunke wird kaum 5 cm gross, hat einen ovalen Körper und eine stark warzige Haut. Mit ihrer lehmbraunen Rückenfärbung ist sie in ihrer typischen Umgebung hervorragend getarnt. Unverwechselbar ist der gelb und schwarz gemusterte Bauch.
Die Eier werden einzeln oder als kleine Klumpen im flachen Wasser an Pflanzen, Zweige oder direkt auf den Gewässerboden geklebt. Als Laichgewässer eignen sich warme, flache Kleingewässer. Die Kaulquappen ertragen Wassertemperaturen bis zu 36 Grad und sogar kurzfristige Trockenheit. Günstige Laichgewässer führen im Sommer mindestens 3 Monate lang Wasser, trocknen aber jedes Jahr aus oder werden ausgespült. Dadurch werden Fressfeinde eliminiert.
Der Paarungsruf der Männchen ist ein leises, regelmässiges «uh - uh – uh», das sie oft frei auf der Wasseroberfläche schwimmend ausstossen. In der Sprache bedeutet der Unkenruf die Bedenken von Zweiflern oder Pessimisten («Allen Unkenrufen zum Trotz»).
Die Gelbbauchunke ist in der Schweiz gefährdet. Dabei war die Unke früher weit verbreitet. Hermann Fischer-Sigwart, der Zofinger Naturforscher, schrieb um 1900: „Die Gelbbauchunke gehört zu den Bauernhäusern wie die Schwalben».

Kreuzkröte und Unke sind in unserer Region vom Aussterben bedroht
Kreuzkröten und Unken lebten in den 1970er- und 80er-Jahren in vielen Kiesgruben unserer Region. Viele dieser Areale sind jetzt zugeschüttet und überbaut. Beide Arten sind trotz umfassendem Schutz selten geworden. Kleine Vorkommen – leider mitten im Siedlungsgebiet – konnten sich bis heute halten, und es ist zu hoffen, dass diese interessanten Tiere auch in Zukunft in unserer Nähe musizieren.


Text und Fotos: Hans Althaus

 

 

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